Tod und Leben

Die geistlichen Werke Marc-Antoine Charpentiers zählen immer noch zu den etwas verborgenen Perlen der Musik des 17. Jahrhunderts. „De profundis“ – „Aus der Tiefe“, eine Vertonung des 130. Psalmes, ist ein verzweifelter Aufschrei des Menschen im Antlitz der eigenen Vergänglichkeit, erschreckend aktuell in der gegenwärtigen Situation der Konfrontation mit Krieg und unfassbarem menschlichen Leid in Europa. Die „Prose des morts“, ein Teil der alten Trauerliturgie, ist eine grosse Komposition für acht Singstimmen und Instrumente, die den Blick weit über die Gegenwart hinaus auf das Ende der Zeiten richtet.

Kontrastierend steht dieser Trauermusik französischer Provenienz ein Meisterwerk gegenüber, das als Ausdruck der protestantischen ars moriendi gelten kann. Johann Sebastian Bachs Trauerkantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ BWV 106, auch bekannt unter dem Namen „Actus tragicus“, ist ein frühes Werk des Meisters und gehört zu seinen berührendsten, auch in der Romantik am höchsten geschätzten Stücken. Albert Schweizer bekannte gar, er würde „zweihundert Bach-Kantaten hergeben für hundert in der Art des Actus tragicus“. Die intime Besetzung einer “stillen music” aus zwei Blockflöten, Gamben und Continuo schafft einen wunderbaren Rahmen für die expressiven Solo- und Ensembleeinsätze der Singstimmen. Die biblischen Texte um das Thema Tod ziehen die Zuhörer:innen unweigerlich in einen Sog der Reflexion bis zum Grund der eigenen Existenz – und darüber hinaus.


Ensemble ad·petram

 

Sopran: Jessica Jans, Stephanie Pfeffer

Alt: Jan Börner, Lisa Lüthi

Tenor: Andrés Montilla Acurero, Raphael Höhn

Bass: Lisandro Abadie, Álvaro Etcheverry

Violine: Katharina Heutjer, Eva Saladin

Viola: Christoph Riedo, Sarah Giger

Violoncello: Jonathan Pešek, Sophie Lamberbourg

Viola da Gamba: Amélie Chemin, Christoph Prendl

Kontrabass: Fred Uhlig

Theorbe: Maria Ferré

Blockflöte: Tabea Schwartz, Lea Sobbe

Orgel: Josef Laming

Leitung: Christoph Anzböck


30. Oktober 2022

15.00 Uhr Konzerteinführung, 16.00 Konzert

Klosterkirche Mariastein

 
Previous
Previous

Fürchtet euch nicht!

Next
Next

Verborgene Botschaften